Die Verlegung der Leitungen und Bewehrung für die Klimadecke erfordert höchste Präzision. Im Winter sorgt die Fläche für eine angenehme, gleichmäßige Wärme. Im Sommer bleibt der Raum stabil und überhitzt nicht. Fotos: Orbau Firmengruppe
Man sieht sie nicht. Man hört sie nicht. Und doch ist sie da: Die Technik, die die Orbau-Gruppe aus Zell am Harmersbach in der Offenburger Ortenaustraße 54 verbaut hat, sorgt für ein angenehmes Raumklima, ohne bemerkt zu werden. Was hier Räume temperiert, ist kein sichtbares Gerät, sondern Teil der Architektur selbst: die innovative Klimadecke. Sie ist Ausdruck eines neuen Verständnisses von Wohnkomfort und Energieeffizienz. Die Technik bleibt unsichtbar, doch ihre Wirkung ist spürbar: angenehme Temperaturen im Sommer wie im Winter, ganz ohne störende Geräusche oder Luftbewegung.
„Die Idee zur Entwicklung der Klimadecke ist aus meinem eigenen Antrieb als Versorgungsingenieur entstanden“, erzählt Kevin Rudolph, Leiter der Haustechnik bei Orbau. „In der Gebäudetechnik werden seit Jahren meist die gleichen Standardlösungen eingesetzt, Klimasplitgeräte und Fußbodenheizungen. Das funktioniert, bringt aber kaum Fortschritte in Richtung echter Effizienz oder Nachhaltigkeit.“
Bauteilaktivierung

Das Herzstück des Konzepts ist die sogenannte Bauteilaktivierung, eine Technik, die nicht neu ist, jedoch von Orbau so weiterentwickelt wurde, dass sie optimal zum Bau- und Projektablauf passt. Gemeinsam mit Partnerfirmen hat Orbau vorkonfektionierte Fertigelemente entwickelt, die sich ohne Verzögerung in den Bauablauf integrieren lassen. Während ähnliche Systeme häufig noch manuell installiert werden und dadurch deutlich höhere Kosten verursachen, ist diese Lösung auf Serienfertigung ausgelegt. So kann die Technik zu einem bezahlbaren Preis umgesetzt und gleichzeitig hohe Qualität und Planungssicherheit gewährleistet werden.
In die Betondecken des Gebäudes sind wasserführende Leitungen eingebettet. „Der Boden ist für diese Technik ungeeignet, da er zusätzlich gedämmt wird und die Wärme- oder Kältestrahlung dadurch kaum noch in den Raum gelangen würde“, erklärt Kevin Rudolph. Im Winter zirkuliert warmes Wasser, im Sommer kühles durch die Geschossdecke. Die Vorlauftemperatur ist witterungsgeführt und liegt im Heizbetrieb bei etwa 38 Grad Celsius. Der Beton speichert die Energie und gibt sie gleichmäßig über sanfte Strahlung in den Raum ab. Das Ergebnis: ein ruhiges, natürliches Raumklima, ganz ohne Luftbewegung oder Geräusche.
Viele Vorteile
Da es keine Luftzirkulation gibt, wird auch kein Staub aufgewirbelt - Allergiker können aufatmen. Eine Deckenheizung bedeutet außerdem Platzersparnis, da keine Heizkörper benötigt werden. Im Gegensatz zur Fußbodenheizung wird bei einer Klimadecke die Wärme über die gesamte Deckenfläche abgegeben und die Zirkulation nicht von Möbeln oder Teppichen behindert.
Im Sommer übernehmen Klimadecken die Rolle einer Klimaanlage. Im Kühlbetrieb wirkt die Physik mit, da kühle Luft nach unten sinkt. Anstelle von warmem Wasser zirkuliert nun kühles Wasser mit Temperaturen zwischen 16 und 20 Grad Celsius in den Leitungen. „Auch hier arbeitet das System witterungsgeführt, um eine gleichmäßige und behagliche Raumtemperatur zu erreichen. Wichtig ist, dass die Temperatur so geregelt wird, dass kein Tauwasserausfall entsteht. Die Technik nutzt die natürliche Strahlungswirkung der Decke, um Räume mit moderaten Temperaturen effizient zu kühlen“, erläutert der Versorgungsingenieur.
Temperierung
Diese Art der Temperierung ist nicht nur komfortabel, sondern auch effizient. Die Decken wirken im Winter wie eine großflächige Heizung, im Sommer verhindern sie Überhitzung-selbst an heißen Tagen.
In der Wartung unterscheidet sich die Klimadecke kaum von einer Fußbodenheizung. Für den normalen Betrieb ist keine regelmäßige Wartung erforderlich. „Die Rohrleitungen liegen im unteren Bereich der Betondecke, also in den unteren drei bis fünf Zentimetern. Dadurch ist das System im Vergleich zu einer klassischen Bauteilaktivierung reversibler, falls doch einmal ein Schadensfall auftritt“, so Kevin Rudolph. Eine Reparatur kann somit gezielt und mit überschaubarem Aufwand durchgeführt werden, ohne dass größere Bereiche der Decke betroffen sind.
Die Energieversorgung erfolgt über eine zentrale Wärmepumpenanlage, die mit Strom aus einer Photovoltaikanlage auf dem Dach betrieben wird. „Gerade in den Sommermonaten, wenn die Photovoltaikanlage den höchsten Stromertrag liefert, kann dieser Strom direkt genutzt werden, um das Gebäude auf einem angenehm niedrigen Temperaturniveau zu halten. Dadurch wird verhindert, dass sich die Räume aufheizen, und der eingekaufte Strom sinkt deutlich“, erläutert Kevin Rudolph.
Die größte Herausforderung lag in der vollständigen Integration der Technik in den Bauprozess. Die Temperierung ist Teil des Tragwerks, keine nachträgliche Ergänzung. Schnittstellen sind klar definiert, die Leitungsführung ist durchdacht, die Ausführung fügt sich nahtlos in den Rohbau ein. Sonderlösungen wurden bewusst vermieden, um den Bauablauf schlank und planbar zu halten.
Ein Anbohren der Decke ist im übrigen grundsätzlich nicht überall möglich. Für Beleuchtung und Deckenauslässe sind definierte Freibereiche vorgesehen, ebenso zu jeder Wand in der Wohnung. In diesen Zonen kann bedenkenlos gebohrt werden. In den übrigen Bereichen der Decke sollte darauf verzichtet werden, um die Rohrleitungen nicht zu beschädigen. Wenn doch einmal gebohrt werden muss, sollte dies nur nach vorheriger Prüfung, zum Beispiel mit einer Wärmebildkamera, erfolgen.
Mehrwert für alle
Für die Bewohner bedeutet das Konzept ein neues Niveau an Wohnkomfort. Die Strahlungswärme und -kühle schaffen ein ruhiges, zugfreies Klima, das sich angenehm anfühlt. Der leise Betrieb und die stabile Temperatur erhöhen die Zufriedenheit und Lebensqualität. Für Investoren bietet das System wirtschaftliche Vorteile. Die Technik ist wartungsarm, die Betriebskosten sind niedrig, und die Akzeptanz höherer Grundmieten steigt. Der Komfort wird nicht über Nebenkosten, sondern über die Kaltmiete mitfinanziert - ein Modell, das stabile Renditen ermöglicht und gleichzeitig das Risiko steigender Betriebskosten reduziert. IRIS PÖRNER
INFO: Die Fertigstellung der beiden Mehrfamilienhäuser in Elgersweier ist für das Frühjahr 2026 geplant. Drei Wohnungen stehen aktuell noch zum Verkauf.
INFO
Nachhaltigkeit als Leitgedanke
Die Orbau Firmengruppe entwickelt gemeinsam mit einem spezialisierten Partnerunternehmen nachhaltige Lösungen für zukunftsfähiges Wohnen. Die Klimadecke ist eine dieser Innovationen: ein intelligentes System zur Raumtemperaturregelung, das ganzjährig für ein angenehmes Wohnklima sorgt. Das System reduziert den Energieverbrauch und senkt die Betriebskosten.