
Marc Zehntner (rechts) und Andreas Wagner (links) erweiterten die Geschäftsführung der Wolfacher Steuerberatungskanzlei Zetax um Marcel Müller. Der 26-Jährige aus Aichhalden ist ein Eigengewächs des Teams. Ausbildung soll auch weiter eine große Rolle spielen bei Zetax. Foto: Tobias Lupler
In acht Jahren vom Berufseinsteiger zum Mit-Gesellschafter: Die Wolfacher Steuerberatungskanzlei Zetax hat ihre Geschäftsführung neu aufgestellt. Gemeinsam mit Marc Zehntner und Andreas Wagner leitet seit Mitte Juni Marcel Müller die Geschicke der Kanzlei. Der 26-Jährige ist ein Eigengewächs der Zetax und machte im Steuerberater-Examen das nahezu Unmögliche möglich.

Idealnote in harter Prüfung: Am 14. Mai wurde Müller zum Steuerberater bestellt. Fertig sei er mit der Prüfung eigentlich schon seit Ende März, erklärt der 26-jährige Aichhaldener. „Aber das dauert dann immer ein bisschen, bis die Kammer alles geprüft hat. Schon den Einstieg ins Berufsleben tätigte Müller bei Zetax, absolvierte von 2017 bis 2020 ein duales Studium zum Bachelor of Arts Steuern und Prüfungswesen. Schon im Studium sei das Steuerberater-Examen sein Berufsziel gewesen. „Man weiß da schon, dass es eine harte Zeit wird. Und es war noch härter als gedacht.“
Keineswegs untertrieben. Denn Steuerberater wird bei Weitem nicht jeder, der den Anlauf dazu wagt. Die Steuerberaterprüfung gilt als eine der härtesten Berufsprüfungen in Deutschland und Österreich. Im langjährigen Mittel fällt rund die Hälfte der Anwärter bundesweit durch“, ist auf Wikipedia nachzulesen. Umso mehr sticht die Leistung hervor, mit der Marcel Müller diesen beruflichen Meilenstein gemeistert hat: „Der Mann hat das Wunder vollbracht, am ersten Tag seiner schriftlichen Prüfung eine 1,0 zu schreiben“, erklärt Mare Zehntner.
Beruflicher Senkrechtstart: Die Traumnote 1,0 sei nahezu unerreichbar, betont Zehntner. Müller in die Geschäftsführung aufzunehmen, sei damit ein Selbstläufer gewesen - der junge Senkrechtstarter sollte im Zetax-Team bleiben. Zumal der Bedarf, sich an der Spitze neu aufzustellen, da gewesen sei: „Weil wir die Größe jetzt schon haben für drei Partner.“ In den vergangenen Jahren sei Zelax auf ein gut 50-köpfiges Team gewachsen. Üblicherweise hätten Steuerberater acht bis zehn Mitarbeiter. Eine Quote, die Zehntner und Wagner bisher als Duo deutlich übertrafen. Wir sind Gott froh drum, die Entlastung so schnell wie möglich zu bekommen. Einfach, weil's Entscheidungen sind, die getroffen werden müssen.“
Qualitätsgewinn aus eigener Kraft: Die Aufgaben in der Geschäftsführung auf ein zusätzliches Paar Schultern verteilen zu können, schaffe Freiräume und komme damit auch den Kunden zugute, betont Zehntner: Das ist auch klar eine Erhöhung der Qualität.“ Obwohl es ausländischen Investoren verboten ist, sich direkt an deutschen Steuerberatungsgesellschaften zu beteiligen, seien genau diese Private Equity Modelle bundesweit auf dem lukrativen Steuerberater-Markt ein großes Thema. Investoren aber brächten finanzielle Zwänge mir sich. Bei Zetax habe man sich daher für eine langfristige Sicherung der hohen Standards aus eigener Kraft entschieden, betont Andreas Wagner: Wir wollten bewusst auf einen selbst ausgebildeten Partner setzen. Es ist eine Frage der Eigenständigkeit und der Qualität.“

Doch nicht nur fachlich könne man auf das Eigengewächs zählen, ergänzt Wagner: Die Chemie stimmt. Das ist ein Faktor, der nicht zu unterschätzen ist. Dabei soll's auch im Zusammenspiel mit dem übrigen Team bleiben, betont Müller. Die Chefrolle sei teilweise noch ungewohnt. Ich will aber auch gar nicht, dass sich das Verhalten der Kollegen ändert. Das leben wir hier, dass wir familiär miteinander umgehen.“ Doch gebe es in der neuen Rolle mehr Verantwortung und mehr Aufgaben neben dem Tagesgeschäft. „Die Stunden werden vielleicht ein bisschen mehr.“
Perspektiven für Zetax Recht: Nicht nur in der Steuerberatungskanzlei setzt man erfolgreich auf die Ausbildung eigener Kräfte. Auch in der Anwaltskanzlei Zetax Recht zeichne sich eine Nachfolge ab. Lange habe man nach einem fertigen Anwalt gesucht, um das Team langfristig zu stärken. Aber wir haben keinen gefunden, sagt Marc Zehntner. Inzwischen ist ein fähiger Referendar an Bord, dessen Ausbildung wohl 2027 abgeschlossen sein werde und mit dem es eine echte Perspektive für die künftige Geschäftsführung der Zetax Recht gebe. TOBIAS LUPFER
HINTERGRUND: Leistungs-Spagat und Zukunftsthemen
Mit drei Geschäftsführern wolle man das Modell interner Spezialisierungen fortführen, um im Team den Leistungs-Spagat von der privaten Einkommensteuererklärung bis zum finanziellen Komplettdienstleister für mittelständische Unternehmen zu stärken.
Ein Schlüsse: Die Digitalisierung, die bei Zotax in den vergangenen Jahren stetig vorangetrieben wurde. Die ist Grundlage, um den Firmenkunden das Zukunftsthema „CFO (Chief Financial Officer) as a service“ schon heute anbieten zu können ausgelagerte Funktionen für den Mittelstand. „Jetzt sind wir in der I age, das jedem Handwerker und Ein-Mann-Betrieb anzubieten eine Buchhaltungsabteilung“, erklärt Andreas Wagner. Auch ein aktives Mahnwesen könne so für Unternehmen als Service angeboten werden. „Es ist eine Datenbasis.“
Ein weiterer Schlüssel: Stete Fortbildung. „Wir versuchen schon immer auf den jeweiligen Gebieten den Schritt voraus zu bleiben, sagt Marc Zehntner. Neu im Portfolio der Zetax ist das Risiko-Management. Zehntner selbst absolvierte dazu im Mai am Institute for Lifelong Learning der Technischen Universität München die Weiterbildung zum Certified Enterprise Risk Manager. Schon immer habe man bei Zetax eine BWL-Orientierung mit starker Affinität zur Planung gehabt. Beides finde im konsequenten Risiko-Management unter Zuhilfenahme der Monte-Carlo-Simulation seine Fortsetzung, erklärt Zehntner.
Bei der Schulung in München sei er der einzige Steuerberater in der Gruppe gewesen, bilanziert Zehntner, doch: „Das war schon immer unser Ding, Sachen zu machen, die einen Schritt vor dem Markt sind.“