
Am Anfang stand das Wohn- und Geschäftshaus in der Talstraße (rechts). In den folgenden Jahrzehnten wurde die Schreinerei stetig erweitert, jüngst um eine neue, überdachte Lagerhalle. Fotos: Schreinerei Obert
Ein ganz besonderes Jubiläum feiert die Schreinerei Obert in Welschensteinach. Der Familienbetrieb steht seit 100 Jahren für handwerkliche Qualität. Am 1. April 1925 hatte Lorenz Obert im Nebengebäude des Speichers des Hinterschirrmaierhofs die Schreinerei gegründet. Ein Jahr später legte er seine Meisterprüfung ab und erwarb das Grundstück für den heutigen Firmensitz in der Talstraße. 1929 wurde das Wohn- und Geschäftshaus fertiggestellt.


Während des Zweiten Weltkriegs ruhte der Betrieb, da Lorenz Obert eingezogen wurde. Nach seiner Rückkehr 1945 nahm er die Arbeit als Schreinermeister wieder auf und fertigte vor allem Küchenschränke, Möbel, Fenster und Haustüren. 1946 trat sein Sohn Lorenz Obert junior als Lehrling in den Betrieb ein.
Betrieb erweitert: In Jahren schlechterer Auftragslage übernahm er zusätzliche Aufgaben wie Feuer- und Leichenbeschauer. Im Lauf der folgenden Jahrzehnte erweiterte er den Betrieb stetig – 1961 um einen Holzlagerschopf, 1962 um eine Garage. Auch in Maschinen investierte er und rüstete die Werkstatt mit einer kombinierten Kreissäge mit Fräse und einer Hobelmaschine aus. Am 1. Januar 1968 übergab er die Schreinerei an seinen Sohn Lorenz, der bereits 1956 die Meisterprüfung abgelegt hatte. Da die Schreinerwerkstatt zu klein wurde, erwarb Lorenz Obert junior 1969 ein Grundstück für den Neubau einer Werkstatt in der Winterhalde. Zunächst baute er dort 1970 einen Holzlagerschuppen.
1975 war auch die neue Werkstatt fertig, die mit neuesten Maschinen eingerichtet wurde. Die Arbeitsfläche betrug nun 531 Quadratmeter. Bereits im selben Jahr kaufte er ein weiteres Grundstück. Der Schwerpunkt der Arbeiten lag nun im Fenster- und Innenausbau. Im Wohn- und Geschäftshaus in der Talstraße wurde ein Ausstellungsraum eingerichtet. 1987 wurde das Werkstattgebäude erweitert.
Der Maschinenpark wurde stetig erweitert, 1989 investierte Lorenz Obert in einen CNC-gesteuerten Fensterherstellungsautomaten, und im gleichen Jahr nahm der erste Computer im Büro Einzug. Es wurden Maschinen erneuert und die Maschinen mit der Computeranlage vernetzt.
Dritte Generation: Am 1. Januar 1992 übergab Lorenz Obert junior die Schreinerei an seinen Sohn Trudbert. Der hatte seine Lehre in der Schreinerei Roland Mayer in Zell absolviert und 1978 als Innungsbester seines Jahrgangs abgeschlossen. Danach arbeitete er im Familienbetrieb, wo er dringend gebraucht wurde, 1984 absolvierte er die Meisterprüfung.
Auch Trudbert Obert investierte immer wieder in die Schreinerei. 1992 wurde das Spänesilo mit vollautomatischer Feuerungsanlage sowie automatischer Absaug- und Filteranlage gebaut. 1993 erweiterte er den Maschinenpark um eine neue Rahmenpresse, Beschlagbohrstation, eine Kreissäge mit Laserfunktion sowie eine Lackierabsauganlage. 1996 kam eine CNC-gesteuerte Tischfräse dazu.



Von 1997 bis 2000 baute er das Wohn- und Geschäftshaus in der Talstraße um und erweiterte es um einen Anbau. Zudem erwarb er ein angrenzendes Grundstück zu Park- und Abstellzwecken. Die Leistungsschwerpunkte lagen zu dieser Zeit im Fensterbau, der Fertigung von Haustürelementen, aber ich in der Einzelmöbelfertigung sowie im kompletten Innenausbaubereich.
In den folgenden Jahren investierte er weiter in den Fuhrpark und die Informationstechnik. 2011 wurde das Hallendach saniert und in eine neue Werkhalle investiert. Die Produktionsfläche belief sich nun auf insgesamt 1000 Quadratmeter. In der neuen Halle ist die Oberflächenbehandlung und die Endmontage untergebracht. Es wurde auch eine Krananlage eingebaut. Ab nun konnte auch die Lackierung in den eigenen Räumlichkeiten vorgenommen werden. Es folgten in den kommenden Jahren weitere Investitionen in den Maschinenpark. 2021 wurde das Büro umgebaut und die Außenfassade modernisiert. 2022 wurde die Photovoltaikanlage auf dem Firmendach installiert und im Jahr darauf nach 31 Jahren die Heizungsanlage ersetzt. 2024 folgte der Bau der neuen überdachten Lagerhalle.
Bester Schreinergeselle Deutschlands: Zum 1. Januar 2025 übergab Trudbert Obert den Betrieb an seinen Sohn Matthias. Der hatte seine Ausbildung von 2006 bis 2009 bei der Schreinerei Moser in Haslach absolviert und als Kammersieger abgeschlossen. Beim Bundeswettbewerb in Stuttgart wurde er als bester Schreinergeselle Deutschlands ausgezeichnet. Nachdem er bei einem Betrieb in Bayern Erfahrung gesammelt hatte, legte er 2013 die Meisterprüfung ab und arbeitet seither im Familienbetrieb. Das Jahr 2025 steht ganz im Zeichen der Digitalisierung – sowohl im Büroals auch im Ausstellungsraum. Derzeit sind 14 Personen im Unternehmen beschäftigt, mit zusammen mehr als 200 Jahren Betriebstreue.